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Kulturschock – wieder zurück in die Heimat?

Kulturschock – wieder zurück in die Heimat?

Julia, 30 Jahre

Ich bin vor ein paar Monaten ins Ausland gezogen und obwohl ich mich sehr auf diese neue Erfahrung gefreut habe, ist es nun ganz anders als ich es mir vorgestellt habe. Ich frage mich, ob ich vielleicht an einer Depression leide und ob es die richtige Entscheidung war hierher zu kommen?

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Antwort von Psychologen Online

Liebe Julia,

Ein Umzug in ein anderes Land kann für manche Menschen ein kritisches Lebensereignis darstellen. Vor allem das erste Jahr in der neuen Heimat ist mit vielen Hochs und Tiefs verbunden. Die anfängliche Faszination und Freude an diesem neuen Abenteuer wandelt sich nach einiger Zeit in eine Art „Fremdheitsgefühl“ und das Heimweh wird immer stärker. Auch depressive Verstimmungen, Schlafstörungen, veränderter Appetit, Angst und Misstrauen können auftreten. Daher wundert es mich nicht, dass Sie Ihre aktuelle Situation als Depression empfinden.

1951 hat die amerikanische Anthropologin Cora DuBois den Begriff „Kulturschock“ für dieses Phänomen eingeführt. Kalervo Oberg entwickelte diese Theorie dann weiter zu einem vier Phasen Modell (Honeymoon, Cultural-Shock, Recovery, Adaption), das auch heute noch Anwendung findet.

Im ICD- 10 (Die internationale Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) werden diese Symptome als eine „Anpassungsstörung“ oder „Schwierigkeiten bei der kulturellen Eingewöhnung“ klassifiziert.

Was hat der Kulturschock für eine Bedeutung?

Wenn man zu Zweit oder als Familie ins Ausland geht, dann durchläuft jeder Einzelne unabhängig voneinander diesen „Kulturschock“. Er tritt bei jedem zu einem individuellen Zeitpunkt auf und wird auf unterschiedliche Weise wahrgenommen und verarbeitet.

Je länger man in der neuen Umgebung lebt, umso mehr passt man sich automatisch an die neue Kultur an. Anfängliches „missverstanden werden“ kehrt sich allmählich in „verstanden werden“ um. Diese Phase wird als „Recovery“ beschrieben. Mit der Zeit fühlt man sich immer wohler und würde von sich selber behaupten man sei endlich angekommen (Adaption).

Falls man nicht dauerhaft ausgewandert ist, sondern nur für ein paar Monate oder Jahre, wird es irgendwann wieder in sein Ursprungsland zurück gehen. Bei diesem Rückumzug durchläuft man alle Phasen der Veränderung erneut. Was man in der Fachsprache als „Reverse-Culture-Shock“ bezeichnet.

Kulturschock – und was nun?

Liebe Julia, vielleicht hilft es Ihnen ein bisschen zu hören, dass die Enttäuschung die sie beschreiben und die Überlegungen ob dies die richtige Entscheidung für Sie war, ein Phänomen ist, das bei allen Menschen auftritt, die in ein anderes Land ziehen.
Wenn der eigene Leidensdruck jedoch zu groß wird, ist es immer hilfreich sich von einer außenstehenden Person begleiten zu lassen. Wenn die depressiven Symptome über mehrere Monate anhalten, ist es ratsam einen Arzt zu konsultieren.

Ich wünsche Ihnen alles Gute!

  • Katrin Speth ist Diplom-Psychologin, Familientherapeutin, systemischer Coach und lebt in den USA.

  • Die Antworten im Blog von Psychologen Online bieten eine erste Orientierungshilfe. Sie können keine Psychotherapie ersetzen und können auch keine Hilfe bei ernsten psychischen Problemen leisten. Die Online-Beratung erfolgt unentgeltlich durch einen Psychologen von Psychologen Online. Die Antwort bringt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin zum Ausdruck und spiegelt nicht unbedingt die Meinung von Psychologen Online wider.
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